Marc-Oliver Boger
Fotos: Martin Kalb
Marc-Oliver Boger wird am 21.11.1976 in Bietigheim-Bissingen geboren und hat seine erste – wenn auch nicht persönliche – Begegnung mit dem Meisterfälscher in Kindertagen. Als kleiner Junge fertigt er eine Schatzkarte, um mit seinen Freunden auf Schatzsuche zu gehen. Doch leider sieht die gemalte Karte viel zu modern aus und strahlt nicht den Pathos einer veritablen Antiquität aus. Seine Eltern geben ihm den Tipp, er solle doch mal Konrad Kujau fragen, der ja sowieso am Ort wohne. Und tatsächlich erteilt dieser ihm telefonisch Auskunft darüber, wie er seine kleine Schatzkarte mithilfe von schwarzem Tee „echt“ alt aussehen lassen kann.
Die Schatzsuche lässt den gelernten Kaufmann und Betriebswirt auch später nicht los. Als er nach dem Studium nicht gleich einen Job findet, verdingt er sich kurzerhand für einige Jahre als Grabungsarbeiter bei archäologischen Ausgrabungen. Alte Dinge mit besonderen Geschichten machen ihn immer neugierig. Und so stößt er irgendwann wieder auf Konrad Kujau und beginnt zu sammeln.
Erst bei der näheren Beschäftigung mit Werk und Nachlass entdeckt Boger das Riesenspektrum und die hintersinnige Kreativität, mit dem Kujau seine Kunden und die Fachwelt mit diebischer Freude täuschte. Die Ideen und Geschichten, die hinter den Objekten stecken, faszinieren ihn. Zum Beispiel, wenn ein billiges Fundstück durch die Ausstellung einer Verleihungsurkunde von Friedrich dem Großen zu einem wertvollen Orden wird, den es in Wirklichkeit niemals gab. Oder wenn eine Zufallslektüre ergibt, dass sich Künstler X zu einer bestimmten Zeit an Ort Y zur Sommerfrische aufhielt und plötzlich der staunenden Fachwelt das unbekannte Bild eines großen Meisters aus dieser Epoche präsentiert wird, welches Kujau nach alten Postkartenmotiven aus dieser Region gemalt hat. Nachprüfbar ist, dass Künstler X in jener Zeit tatsächlich in Y war. Und wenn dann noch Leinwand, Farben und Stil in etwa stimmen, wird aus einer Fälschung schnell ein von Experten beglaubigtes Original.
Genauso wie Kujaus Werke sammelt Marc-Oliver Boger diese amüsanten Geschichten. Vor allem begeistern ihn der Ideenreichtum und die handwerkliche Kunst, die hinter all dem steht. Und so entstand die Idee, einem interessierten Publikum den umfangreichen Nachlass an Werken und Geschichten des Fälschers im Kujau-Kabinett zugänglich zu machen.